Kurmedizin verbinden wir oft mit alten Filmen oder Rentner:innen auf Strandpromenaden. Und vielleicht denkt sich der eine oder die andere jetzt: “Ja, ein Urlaub im Seebad am Meer wäre sicherlich schön und auch Fastenkuren sollen ja gesund sein. Aber was hat das bitteschön mit einer schwerwiegenden psychischen Erkrankung wie PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) zu tun?” Tatsächlich werden Kuren und Rehas als unterstützende Begleitung zu einer psychotherapeutischen Behandlung von PTBS immer beliebter und können die Heilung und Wiedereingliederung in den Alltag gut unterstützen.
Was ist Kurmedizin?
Kurmedizin, ein ziemlich altes Wort, das wir heute kaum mehr gebrauchen, meint eine Vielzahl unterschiedlicher therapeutischer Ansätze und Methoden. Gemeinsam ist ihnen allen, dass es sich bei Kur-Behandlungen immer um mehrere Sessions handelt. Außerdem handelt es sich bei Kuren um natürliche Heilverfahren, die oft auch ortsgebunden sein können, weil sie auf bestimmte lokale Ressourcen zurückgreifen.
Wir kennen in dem Zusammenhang oft besonders Seekuren am Meer, dessen salzige, feuchte Luft bei vielen Krankheiten Milderung verschafft oder auch Salinen. Auch heiße Quellen und Wasser mit bestimmten mineralischen Zusammensetzungen sind beliebt und hier werden Bäder, Umschläge oder innere Anwendungen ausgeführt. Der Begriff der Balneologie oder Bäderheilkunde umfasst all diese Heilverfahren, die mit Schlämmen, Erden, Torfen und Heilwässern arbeiten.
Andere Kuren, die man auch von zu Hause aus machen kann, sind beispielsweise Fastenkuren wie die uralten, von Hildegard von Bingen empfohlenen. Sie gehen meist mit anderen Anwendungen wie Bädern und Kräuterauszügen einher. Aus dem asiatischen Raum kennen wir eine andere Form von Kuren, nämlich ayurvedische Kurmedizin, auch Panachakarma genannt. Hier werden Ernährungsumstellungen mit Massagen und verschiedenen Formen der Entgiftung verbunden, um ein neues körperliches Gleichgewicht herzustellen.
Obwohl viele Menschen eine Kur machen, um körperliche Leiden zu vermindern oder ihnen vorzubeugen, hat die Kurmedizin immer auch einen seelischen Aspekt. Allein dadurch, dass sie einen geschützten Raum außerhalb des Alltags, ein gesundes Umfeld und neue Reize bietet, heilt die Kur nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Zusätzlich wirken sich körperheilende Maßnahmen und vor allem eine gesündere Ernährung immer auch positiv auf die psychische Gesundheit aus.
Rehabilitation und Rehakliniken
Im Gegensatz zu den klassischen Kuren hat die Reha die Wiederherstellung körperlicher, psychischer und sozialer Gesundheit zum Ziel. Im Zusammenhang mit PTBS ist eine Reha natürlich keine Alternative zur Therapie, auch wenn hier fachkundiges Personal Betroffene begleitet. Sie kann die Psychotherapie keinesfalls ersetzen, eignet sich aber hervorragend zur Begleitung und Unterstützung einer Therapie.
Wie bei Kuren auch entkommen Patient:innen bei der Reha ihrem Alltag und ihren Verpflichtungen und sind so viel offener für neue Denk- und Lebensstrukturen. Gerade nach einer erfolgreichen Behandlung von PTBS können Rehas helfen, den Weg zurück in den Alltag und ins Berufsleben zu finden.
Einige Behandlungszentren haben sich ganz besonders auf PTBS-Patient:innen spezialisiert und kennen sich mit Problemen und Symptomen von Betroffenen besonders gut aus. Dort arbeiten Fachärzte, Psychotherapeuten und Psychologen mit viel Erfahrung, die die Patienten im Umgang mit ihrem Trauma unterstützen können.
Behandlung von PTSD im Kontext von Reha und Kuren
Bei einer Reha oder Kur können Menschen mit PTBS lernen, ungewollt auftretende Erinnerungen (Flashbacks) zu kontrollieren und ihr Trauma verarbeiten. Auch der Umgang mit und Abbau von Begleiterscheinungen von PTBS wie Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen steht im Fokus. Schließlich soll im Anschluss an die Behandlung ein leichter Übergang zu einem uneingeschränktem Privat- und Berufsleben nach den Wünschen Betroffener möglich sein.
Die Behandlung dafür basiert auf drei wichtigen Ansatzpunkten: Psychotherapie mit verschiedenen für PTBS erprobten Methoden, der Wiederherstellung des körperlichen Gleichgewichts durch Krankengymnastik, Bäder, Ergotherapie und Ernährungsumstellung und der Geist-Körperverbindung, die durch ganzheitliche Therapieansätze unterstützt wird.
Die geistige Komponente besteht vorwiegend aus Psychotherapie und beinhaltet Methoden wie die Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) und traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie. Wenn erwünscht oder erforderlich steht PatientInnen hier eine ständige psychotherapeutische Begleitung zur Seite.
Die körperliche Komponente beschäftigt sich mit biochemischen Tests, anhand derer körperliche Ungleichgewichte festgestellt werden können. Neben Ernährung und Lebensstil spielen auch traditionelle Kur-Bäder und Krankengymnastik hier eine Rolle.
Die Geist-Körperverbindung wird in der Reha oder Kur durch ganzheitliche Ansätze wie Yoga und Massagen gestärkt. Außerdem haben Patienten die Chance, Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Thai Chi oder Qi Gong zu lernen. Auch Musik-, Kunst- und Bewegungstherapien werden hier eingesetzt.
Quellen
https://www.kurkliniken.de/psychische-belastungsstoerung-ptbs-und-reha.html https://www.paracelsus-recovery.com/de/posttraumatische-belastungsstorung-ptsd/
Marktl, Zizenbacher, Schroth et al.: Kurmedizin. (2019).