Menschen mit PTSD können unter typischen Trauma-Folgen wie Schlafmangel, Angstattacken und sozialem Rückzug leiden. Oft plagen sie aber auch andere Symptome, die als Begleiterscheinungen auftreten und aus den Symptomen von PTSD resultieren. Hier setzt die Physiotherapie an.
Wie Physiotherapie bei PTSD helfen kann
Da Menschen, die mit einem Trauma leben und unter PTSD leiden, oft von alltäglichen Situationen, die sie an das traumatische Erlebnis erinnern, getriggert werden können, lernen sie schnell, diese Trigger möglichst zu vermeiden. Hier findet sich ein wichtiger Ansatzpunkt für die Behandlung von PTSD. Denn es gibt Studien, die eine Verbesserung der eigentlichen Symptome wie Schlafmangel und Angstattacken belegen.
Gleichzeitig spielen Langzeitfolgen von durch PTSD verändertem Verhalten eine Rolle bei physischen Symptomen, mit denen Betroffene zu kämpfen haben. So leiden PTSD-PatientInnen etwa überdurchschnittlich häufig an Herzkreislauf-Erkrankungen. Das lässt sich ganz einfach damit erklären, dass Menschen mit PTSD häufig physische Anstrengungen vermeiden, weil sie bei schnellerem Herzschlag ein Hyperarousal fürchten.
ForscherInnen empfehlen, regelmäßig Sport zu treiben
Die Empfehlungen, die ForscherInnen auf Grundlage ihrer Studienergebnisse aussprachen, beinhalteten, dass Menschen mit PTSD wöchentlich ca. 150 Minuten moderater sportlicher Betätigung und 75 Minuten starker sportlicher Betätigung anstreben sollten. Genauso empfahlen sie, mindestens zweimal wöchentlich Krafttraining zu betreiben.
Außerdem empfehlen sie, dass Physiotherapeuten und andere Menschen aus dem Gesundheitssektor Betroffene gezielt dabei unterstützen sollten, innere Barrieren im Bezug auf physische Aktivitäten und physisches Unwohlsein und Schmerz zu überkommen. Auch innere Widerstände wie das Gefühl von Energieverlust, Motivations- und Intereressenverlust und ein generelles Müdigkeitsgefühl sollten angegangen werden, damit Menschen mit PTSD ein aktiveres Leben führen und sich in ausreichendem Rahmen bewegen können. Dabei ist es wichtig, dass sie sich auch bei sportlichen Aktivitäten sicher fühlen und mit dem möglichen Trigger eines Hyperarousals umgehen können.
Leider sind Studien zu dem Thema bisher noch rar und es findet sich wenig Hintergrundmaterial zum Thema. Ein Buch, das sich an Betroffene, vor allem aber an behandelnde PhysiotherapeutInnen richtet und mit dem Thema der Lungen- und Herzkreislaufgesundheit bei TraumapatientInnen beschäftigt, ist Cardiopulmonary Physiotherapy In Trauma: An Evidence-based Approach. Hier lassen sich detaillierte Beschreibungen der physischen Auswirkungen von PTSD und ihrer Behandlungsmöglichkeiten finden.
Quellen
Guitonneau, J., Jouvion, A-X., Paul F., Trappier, T., De Brier, G., Thefenne, L. (2017). Is Physiotherapy useful for post-traumatic stress disorder in military personnel? Annals of Physical Rehabilitation Medicine. 60, 55. doi: 10.1016/j.rehab.2017.07.207
Vancampfort, D., Stubbs, B., Richards, B. Ward, P., Firth, J., Schusch, F., Rosenbaum, S. (2016). Physical fitness in people with posttraumatic stress disorder: a systematic review. Disability and Rehabilitation, 39(24). doi:10.1080/09638288.2016.1226412
Van Aswegen, H., Morrow, B. Cardiopulmonary Physiotherapy In Trauma: An Evidence-based Approach. Imperial College Press. (2015).
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