Was ist ein komplexes Trauma? Was sind die Unterschiede zu einer klassischen posttraumatischen Belastungsstörung? Wie erkenne ich ein Trauma? Was sind die Symptome für eine Traumafolgestörung?
Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Sie hier. Um sich der Krankheit zu stellen, ist es hilfreich sie zu verstehen. Auf dieser und den folgenden Seiten erhalten Sie einen Einblick in verschiedene Aspekte posttraumatischer Belastungsstörungen.
Was ist ist ein komplexes Trauma?
Was ist eine Traumafolgestörung?
Komplexes Trauma bei Kriegsveteranen
Trauma als Folge sexuellen Missbrauchs und kindlicher Gewalterfahrungen
Was ist ein komplexes Trauma?
Wenn ein Mensch mit dem Tod, einer schweren Verletzung oder sexueller Gewalt konfrontiert wird und sich dabei hilflos und allein fühlt, kann ein Trauma entstehen. Dauert diese psychische Höchstbelastung über einen längeren Zeitraum an oder finden immer wieder traumatisierende Ereignisse statt, kann ein komplexes Trauma entstehen.
Was genau eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) ist, an welchen Symptomen sie sich zeigt und was du tun kannst, wenn du selbst oder ein Mensch in deiner Umgebung an einem komplexen Trauma leidet, kannst du hier lesen.
Wie entsteht ein komplexes Trauma?
Traumata sind starke psychische Erschütterungen, die durch kurz oder lang anhaltende, überwältigende Ereignisse entstehen, die eine Bedrohung für das Leben oder die körperliche Unversehrtheit des Betroffenen darstellt. Dabei muss die Bedrohung nicht einen selbst betreffen. Das Trauma kann auch durch das unmittelbare Miterleben solcher Ereignisse oder ihr Vorkommen bei nahen Freunden oder in der Familie ausgelöst werden.
Wenn mehrere traumatische Einzelergebnisse zusammenkommen und das weitere traumatische Geschehen nicht vorhersagbar ist, entsteht bei 8-15 % aller traumatisierten Personen ein komplexes Trauma. In den meisten Fällen entsteht ein solches Trauma durch direktes Kriegserleben als Zivilist, eine Vergewaltigung oder sexuellen Missbrauch.
Obwohl solche Erlebnisse bei nahezu jedem eine tiefgehende Verzweiflung auslösen würden, entwickeln Studien zufolge in Deutschland nur 1-4 % der Menschen, die solche traumatischen Erlebnisse haben, eine posttraumatische Belastungsstörung oder kPTBS. Der Rest der Betroffenen entwickelt eine Resilienz oder psychische Widerstandsfähigkeit durch Bewältigungsstrategien.
Allerdings leiden auch diejenigen, die keine posttraumatische Störung entwickeln, häufig an anderen psychischen Störungen, für die traumatische Erfahrungen Risikofaktoren darstellen. Je häufiger sich ein Trauma wiederholt, desto wahrscheinlicher ist das Entstehen eines komplexen Traumas (Bausteineffekt).
Der Unterschied zu einer posttraumatischen Belastungsstörung
Besser bekannt und erforscht als das komplexe Trauma ist bisher die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), auch bekannt als Posttraumatic Stress Disorder (PTSD). Sie wurde vor allem im Zusammenhang mit Kriegsrückkehrern untersucht. PTBS hat viele der gleichen Symptome wie das komplexe Trauma, unter anderem eine ungewollte Gebundenheit an das Trauma, das die Traumatisierten in Bildern, Geräuschen und Erinnerungen immer wieder heimsucht.
Des Weiteren zeigt sich eine PTBS in der Vermeidung von allem, was das Trauma triggern könnte und damit einhergehend oft mit sozialem Rückzug. Außerdem sinkt aufgrund der traumatischen Erlebnisse die Erregungsschwelle des autonomen Nervensystems, was zu einer allgemeinen Erregungssteigerung führt. Alle Reize des Körpers werden verstärkt und Betroffene leiden an häufigen Reizüberflutungen und können auch nachts schlecht schlafen.
Beim komplexen Trauma kommen zu diesen Symptomen außerdem ausgeprägte Affektregulationsstörungen, die sich durch eine anhaltende Reizbarkeit ausdrücken kann, eine negative Selbstwahrnehmung und Beziehungsstörungen dazu.
Symptome eines komplexen Traumas
- Wiedererleben des Traumas im Hier & Jetzt
- Vermeidung von Triggern/ Numbing
- sozialer Rückzug und Beziehungsstörungen
- Erregungssteigerung und damit verbundene Reizüberflutung, Schlafstörungen, etc.
- Affektregulationsstörungen
- negative Selbstwahrnehmung
Was kann ich tun?
Wenn Sie selbst an einem komplexen Trauma leiden, können Sie Unterstützung in der Behandlung durch einen Psychotherapeuten finden. Durch Methoden der traumaspezifischen Psychotherapie können die Symptome eines komplexen Traumas gelindert werden. Studien zu PTBS haben außerdem gezeigt, dass soziale Unterstützung eine große Rolle beim Umgang mit dem Trauma spielt. Nicht nur das familiäre Klima, sondern auch Anerkennung, Mitgefühl und Verständnis im sozialen Umfeld helfen Betroffenen, mit ihrem Trauma zu leben.
Eine zunehmend evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, bei der Entscheidungen patientenorientiert auf der Grundlage der vorliegenden Symptome getroffen werden, sorgt dafür, dass das Krankheitsbild des komplexen Traumas inzwischen zunehmend bekannter wird. Dadurch bekommen Betroffene gesellschaftlich die Akzeptanz und Unterstützung, die sie brauchen.
Um sich gegen Gewalttäter:innen zur Wehr zu setzen (auch in Bezug auf emotionale oder finanzielle Gewalt), sehen Sie sich bitte im Menü die Seite „Unterstützung finden“ an.
Quellen:
PTSD and Complex PTSD: ICD-11 updates on the concepts of measurement in the UK, USA, Germany, and Lithuania. (2017). DOI: 10.1080/20008198.2017.1418103
Hecker & Maercker: Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung nach ICD-11. (2015).
Was ist eine Traumafolgestörung?
Einst Tabuthema und als Schwäche verlacht, rücken Traumata nun immer mehr in den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fokus. Und das zurecht! Denn Schätzungen zufolge leiden in Deutschland rund 26% der Männer und 18% der Frauen an Traumata, in den USA sind es sogar 61% bzw. 51%. Nicht alle von ihnen erleben auch Traumafolgestörungen, aber immerhin 4% der Männer und 12% der Frauen leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Es wird also Zeit, dass wir alle mehr über diese Erkrankung inmitten der Gesellschaft lernen!
Wie entsteht ein Trauma?
Wenn Menschen extreme Belastungssituationen erleben, in denen ihre eigene Unversehrtheit oder die ihrer Lieben bedroht ist und sie sich ängstlich und hilflos fühlen, können sie ein Trauma entwickeln. Mit einer solchen Extremsituation können unsere natürlichen Bewältigungsstrategien nicht immer umgehen und sind überfordert. Ein solches Trauma bringt verschiedene Nachwirkungen mit sich.
Formen der Traumafolgestörung
Psychische Folgeerkrankungen, die auf ein Trauma zurückgehen, werden unter dem Begriff Traumafolgestörung zusammengefasst. Diese treten oft erst innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Erlebnis oder manchmal auch noch später auf.
Die bekannteste Traumafolgestörung ist wohl die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Daneben zählen aber auch Depressionen, Burn-out, Suchterkrankungen, Dissoziative- und Persönlichkeitsstörungen oder Angst- und Essstörungen zu den Nachwirkungen eines Traumas.
Betroffene leiden dadurch beispielsweise unter Niedergeschlagenheit, Traurigkeit oder anhaltender Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Andere Symptome schließen Erinnerungsverlust an einen bestimmten Zeitraum des Lebens oder auch die Spaltung der Persönlichkeit in verschiedene Teile, die ein Eigenleben führen können, ein. Die Symptomatik hängt natürlich von der Art der Folgestörung ab und unterscheidet sich von Fall zu Fall.
Auch körperlich haben Traumafolgestörungen Folgen. So kann es bei dissoziativen Störungen zum Kontrollverlust über bestimmte Körperteile kommen. Suchterkrankungen haben oft schwere gesundheitliche Folgen, die sich nach dem Suchtmittel richten. Essstöungen haben häufig einen starken Gewichtsverlust zur Folge und können sogar tödlich enden.
Je nach Art des Traumas zieht dieses auch die entsprechende Folgestörung nach sich. Statistiken zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer PTBS als Traumafolge beispielsweise bei einer Vergewaltigung oder einem Kriegserleben mit um die 38% am höchsten ist. Nach einem Feuer oder einer Naturkatastrophe erleiden hingegen nur 4,5% der Betroffenen eine Traumafolgestörung.
Risiko- und Schutzfaktoren
Nicht jede Person, die eine traumatisierende Erfahrung durchlebt, muss auch eine Traumafolgestörung davontragen. Studien zufolge gibt es diverse Risikofaktoren, anhand derer sich die Wahrscheinlichkeit einer solchen Erkrankung ablesen lässt. Andererseits lassen sich von diesen Daten auch mögliche Schutzfaktoren ablesen, die Menschen davor bewahren, nach erschütternden Ereignissen Traumafolgestörungen zu erleben.
Generell scheinen das Alter und das Geschlecht in Bezug auf das Risiko eine Rolle zu spielen. Während Kinder und Jugendliche das größte Risiko haben, Traumafolgestörungen zu erleiden, ist es bei jungen Erwachsenen und Menschen mittleren Alters vergleichsweise gering. Im Alter steigt das Risiko wieder. Generell leiden mehr Frauen als Männer unter Störungen infolge von Traumata.
Auch Diskriminierung und Rassismus, dem People of Colour im Alltag häufig ausgesetzt sind, können die Entstehung von Traumafolgestörungen begünstigen. Gerade bei Menschen, die in Deutschland Asyl suchen, ist das ein großes Problem und Psychologen fordern deshalb, die Bedürfnisse traumatisierter Menschen in Asylverfahren besonders zu berücksichtigen, um bestehende Traumata nicht weiter zu verschlimmern.
Zu den sogenannten Schutzfaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer solchen Störung verringern können, gehören stärkende Vorerfahrungen, Sicherheit und Unterstützung aus dem sozialen Umfeld. Auch soziale Anerkennung und eine solide psychische Gesundheit vor dem Erlebnis können sich positiv auswirken.
Obwohl wir Traumata und ihre Folgestörungen nicht vorbeugen können, kann eine glückliche, liebevolle und sichere Kindheit den Grundstein für lebenslang stabile psychische Gesundheit legen. Wer diese nicht genießen durfte, kann mit stabilen sozialen Kontakten immer noch viel wettmachen, denn dieses Netzwerk hält uns, wenn wir schwere Zeiten durchmachen.
Quellen
Maercker & Augsburger: Die posttraumatische Belastungsstörung. (2019).
Komplexes Trauma bei Kriegsveteranen
Leider waren posttraumatische Belastungsstörungen und komplexe Traumata noch nicht entdeckt und beschrieben, als Europa nach dem Zweiten Weltkrieg voller traumatisierter Menschen war. Viele kennen noch die Geschichten von Vätern und Großvätern, die aus dem Krieg zurückkamen und nie wieder die fröhlichen, liebevollen Menschen wurden, als die ihre Familie sie kannte. Auch heute erleben Menschen im Krieg komplexe Traumata. Wie diese aussehen und inzwischen behandelt werden können, beschreiben wir hier.
Was ist ein komplexes Trauma?
Wenn ein Mensch einer andauernden psychischen Höchstbelastung durch anhaltende Gewalterfahrungen, schwere Verletzungen oder eine besonders einschneidende Konfrontation mit dem Tod ausgesetzt ist, kann ein komplexes Trauma entstehen. Diese Erlebnisse von außergewöhnlicher Bedrohung können natürlich nicht nur in Kriegssituationen stattfinden. Auch durch andere Ereignisse kann es zu komplexen Traumata kommen. Beispiele können politische Haft oder wiederholte sexuelle Gewalt und Kindesmissbrauch sein.
Betroffene haben Symptome wie Nachhallerinnerungen, bei denen sie das Trauma im Hier und Jetzt wieder erleben und werden oft in ihren Träumen von den belastenden Erinnerungen heimgesucht. In Situationen, die der Belastung ähneln oder damit in Zusammenhang stehen, geraten sie in innere Bedrängnis und versuchen oft, solche Situationen unter allen Umständen zu vermeiden. Damit gehen oft sozialer Rückzug und gestörte Beziehungen einher.
Im Unterschied zu der besser bekannten posttraumatischen Belastungsstörung dauert die traumatisierende Situation bei einem komplexen Trauma über einen längeren Zeitraum an. Auch die resultierenden Symptome unterscheiden sich.
Komplexe Traumata in Kriegssituationen
Wenn man sich die Entstehung komplexer Traumata ansieht, wird schnell klar, dass sie besonders in Krisensituationen mit ihren Extrembelastungen entstehen können. In diesem Zusammenhang wurden komplexe Traumata auch erstmals untersucht. Unter anderem die Arbeit mit Kriegsrückkehrern aus den Weltkriegen sowie Vietnam-Kriegsveteranen führte zur ursprünglichen Entwicklung des Konzeptes.
Bis dahin hatte man komplexe Traumata als Schwäche oder “Rentenneurose” abgetan und Betroffene als “Kriegszitterer” bezeichnet. Erst ab 1980 wurde die posttraumatische Belastungsstörung als Diagnose anerkannt, das komplexe Trauma folgte.
Situationen in Kriegen, in denen komplexe Traumata entstehen können, umfassen Kriegsgefangenschaft und Geiselhaft, Folter, Flucht sowie wiederholte (sexuelle) Gewalt. Nicht nur wer Gewalt erfahren hat, kann in diesen Situationen ein Trauma davontragen. Wer die Gewalt (oft unter Zwang) ausübt, kann ebenfalls ein Trauma entwickeln. Auch Menschen, die weder als Opfer noch als Gewalttäter beteiligt sind, die Gewalt aber als Zeugen miterleben, können ein indirektes Trauma entwickeln.
Menschen mit komplexen Traumata
Schätzungen zufolge leiden 5-10 % der Bevölkerung an einer posttraumatischen Belastungsstörung oder einem komplexen Trauma. Es ist also nicht so unwahrscheinlich, dass auch du jemanden in deinem Familien- oder Bekanntenkreis hast, der damit kämpft. Auch wenn Kriegstraumata weithin als männliches Krankheitsbild angesehen werden, haben Studien zufolge Frauen in ähnlichen Situationen ein doppelt so hohes Risiko, komplexe Traumata zu entwickeln.
Obwohl wir bei dem Thema oft Stereotypen aus US-Filmen und Serien im Kopf haben, leiden auch in Deutschland viele Menschen unter komplexen Traumata. Neben Bundeswehrsoldat:innen, die zum Glück häufig psychologische Begleitung bei ihren Kriegseinsätzen erfahren, können das vor allem Menschen mit Fluchterfahrungen sein. Wegen ihrer Situation, fehlender Informationen und der Sprachbarriere im Ankunftsland, erhalten diese Menschen leider oft viel zu wenig Unterstützung im Umgang mit ihrem Trauma.
Forschungen haben gezeigt, dass Verständnis und Unterstützung aus dem Umfeld bei komplexen Traumata von großer Bedeutung sind. Außerdem kann eine Behandlung mit Methoden der traumaspezifischen Psychotherapie Betroffenen helfen.
Quellen
Hecker & Maercker: Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung nach ICD-11. (2015).
Roestel & Kersting: Einfache und komplexe Posttraumatische Belastungsstörungen. (2008).
Trauma als Folge sexuellen Missbrauchs und kindlicher Gewalterfahrungen
Welche Formen von Gewalt erleben Kinder?
In einer Studie aus dem Jahr 2011 gaben rund 13 % der befragten Jugendlichen und Erwachsenen an, im Kindesalter Opfer von sexuellem Missbrauch geworden zu sein. Neben körperlichem sexuellem Missbrauch können Kinder auch Opfer von sexuellen Übergriffen im Internet oder Exhibitionismus werden.
Nicht nur sexueller Missbrauch, sondern auch andere Formen der Gewalt können in der Psyche von Kindern nachhaltige Schäden hinterlassen. Der Umfrage zufolge sind weltweit ca. 22% der Kinder körperlicher Gewalt ausgesetzt. Aber auch Vernachlässigung kann von Kindern als traumatisch empfunden werden.
Tatsächlich stellt Vernachlässigung eine der häufigsten Arten von Misshandlung in der Kindheit dar und zieht ähnliche Folgen für die psychische Gesundheit nach sich wie körperliche und sexuelle Gewalt. 16 % der Befragten gaben in einer Studie an, in ihrer Kindheit körperlich vernachlässigt worden zu sein, 18 % erlitten emotionale Vernachlässigung.
Auch seelische Gewalt, unter die beispielsweise Mobbing durch Gleichaltrige, aber auch Erniedrigungen, rassistische oder frauenfeindliche Kommentare durch Eltern, Familienmitglieder, Lehrer, Trainer oder Fremde fallen, ist leider häufig. Sie lässt sich bisher nur schwer beziffern und die Folgen für die psychische Gesundheit der Kinder sind noch unzureichend erforscht.
In vielen Fällen sind Kinder der Gewalt nicht direkt ausgesetzt, sondern erleben diese als Zeugen beispielsweise im Familienkreis. Sie hören oder sehen gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Eltern oder geraten auch mit hinein, weil sie versuchen, schützend einzugreifen. Auch diese Form der kindlichen Gewalterfahrung kann schwere Folgen haben.
Folgen von sexuellen Gewalterfahrungen in der Kindheit
Jeder Mensch und jedes Kind geht mit extremen Erfahrungen wie dem Erleben sexualisierter Gewalt, aber auch dem Erleben anderer Formen von Gewalt oder Vernachlässigung anders um. Auch die Folgen unterscheiden sich je nach Dauer des Erlebnisses. Findet ein Erlebnis wiederholt oder über einen langen Zeitraum hinweg statt, kann das zu unterschiedlichen Folgen für das betroffene Kind führen. Ebenso sind die Auswirkungen je nach Geschlecht verschieden.
Generell haben Menschen allerdings besonders in der Kindheit ein hohes Risiko für Traumafolgestörungen aufgrund von Gewalterfahrungen. Im Zusammenhang mit kindlichem Gewalterleben haben die posttraumatische Belastungsstörung und das komplexe Trauma noch nicht ausreichend Bekanntheit als Diagnose erreicht. Dennoch kommt es bei Betroffenen häufig zu diesen Spätfolgen. Oft bekommen sie dann eine Reihe verschiedener Diagnosen wie depressive, Angst- oder Panikstörungen.
Alarmsignale bei Kindheits-Traumata
- Vermeidungsverhalten: Betroffene versuchen, Situationen, die an das Erlebte erinnern, aus dem Weg zu gehen
- sozialer Rückzug
- in manchen Fällen Abneigung und Vermeidung von Sport und körperlicher Anstrengung (schneller Atem und beschleunigter Herzschlag treten auch während der Traumatisierung auf)
- Nachhallerinnerungen tagsüber, aber auch in Träumen, dadurch Schlaflosigkeit
- erhöhte Erregung und übermäßige Wachsamkeit
- Reizbarkeit und Schreckhaftigkeit
- emotionale Taubheit und geistige Abwesenheit
Was kann ich tun?
Wer mehrere dieser Symptome, die meist zeitverzögert Wochen oder Monate nach dem eigentlichen Erlebnis einsetzen, von sich selbst oder Menschen im eignen Umkreis kennt, kann sich Hilfe holen. Für professionelle Unterstützung im Umgang mit Traumata sollte man sich an eine Psycholog:in wenden. Je nach Alter der betroffenen Person gibt es unterschiedliche Ansprechpartner:innen. Bei Minderjährigen können speziell ausgebildete Kinder- und Jugendpsycholog:innen mit Kenntnissen im Bereich der Traumatherapie helfen.
Quellen
Haan, Deegner & Landolt. Gewalt in der Kindheit und ihre Folgen. (2019).
Vasic et al. Anhaltender sexueller Missbrauch in der Kindheit und Langzeitfolgen für die Entwicklung. (2015).