Fachwörter und wissenschaftliche Konzepte sind nicht immer leicht zu verstehen. Hier findest du kurze Erklärungen zu einigen Begriffen rund um das Thema komplexes Trauma, auf die wir uns in unseren Texten immer wieder beziehen.
NET (Narrative Exposition Therapie)
Ayurveda
Ayurveda ist alte aus Indien stammende Heilkunde. Sie setzt sich aus verschiednen Aspekten zusammen und zielt auf die Einheit von Körper, Geist und Seele. Dazu gehören die Ernährung, Massagen und Ölbehandlungen, Yoga und Meditation.
In westlichen Ländern hat Ayurveda teilweise einen spirituell angehauchten Ruf, da das zugrundeliegende System von unserem Medizinsystem variiert. Traditionen werden mit Ayurveda allerdings alle Krankheiten behandelt. Insgesamt kann ein größeres Wohlbefinden geschaffen werden, das vorbeugend wirkt. Im Bereich Erholung und Wellness ist Ayurveda auch bei uns beliebt und Kuren oder Reisen beschäftigen sich intensiv mit der Einigung von Körper, Geist und Seele.
Bausteineffekt
Bausteineffekt oder building block meint den Effekt, den mehrere traumatische Erfahrungen auf eine betroffene Person haben können. Je mehr dieser traumatisierenden Ereignisse eine Person erlebt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Ausprägung einer traumatischen Erkrankung wie PTSD oder kPTSD – das nennt man den Bausteineffekt.
Gerade in Kriegs- und Krisengebieten oder Diktaturen erleben Menschen multiple traumatisierenden Ereignisse. Ein linearer Zusammenhang zwischen der Zahl traumatisierenden Erlebnisse und der Wahrscheinlichkeit einer Traumafolgestörung wie kPTSD oder PTSD ist erkennbar. Aber auch Gewalterfahrungen in der Familie, sexueller und physischer Missbrauch in der Kindheit können zu einem Bausteineffekt und einen erhöhten Risiko für eine Erkrankung führen.
EMDR
EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing und ist eine Methode zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen. Die Methode kann sowohl bei der Behandlung von Erwachsenen als auch Kindern angewendet werden. Es handelt sich um eine geleitete Augenbewegung. Diese wird von Therapeut:innen mit Handbewegungen vorgegeben. Die Patient:innen folgen der Bewegung mit den Augen und kommen damit in ein dem REM-Schlaf ähnelndes Bewegungsmuster. Diese künstliche Schlaf-Simulation unterstützt das Gehirn dabei, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren und die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. EMDR zielt darauf ab belastende Erinnerungen im Nachhinein zu verarbeiten und positive kognitive und emotionale Verhaltensmuster auszubilden.
Intrusion
Intrusion beschreibt das Wiedererleben einer traumatischen Situation, zum Beispiel eines Unfalls oder einer Vergewaltigung. Es ist ein Symptom, dass sich bei einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigt (PTSD). Diese Reaktion und das Wiedererleben ist von den Betroffenen ungewollt und kann im wachen Zustand oder im Schlaf auftreten. Bilder, Geräusche und andere lebhafte Erinnerungen der traumatischen Erfahrung tauchen immer wieder im Bewusstsein auf und belasten die betroffene Person. Dieses Symptom kann auch bei einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (KPTSD) zeigen.
IS-TDP
IS-TDP steht für Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie. Diese Behandlungsmethode wurde in den 1960er-Jahren in Kanada entwickelt und kann bei der Behandlung von Trauma-Patienten eingesetzt werden. Als psychotherapeutische Methode ermöglicht IS-TDP besonders schnell einen Zugang zum Unterbewusstsein.
Der therapeutische Ansatz der Methode zielt auf vielschichtige, strukturelle Veränderungen bei Patient:innen ab. Es geht darum, die mit dem Trauma verbundenen Symptome dauerhaft zu heilen und gleichzeitig eingefahrene charakterliche Strukturen aufzubrechen und zu verändern.
Kur
Unter einer Kur versteht man eine ärztlich geleitete Behandlung zur Vor- oder Nachsorge von verschiedenen Krankheiten. Klassische Heilkuren haben das Ziel die Gesundheit zu stärken und Krankheiten vorzubeugen oder sie zu behandeln. Kuren bestehen dabei häufig aus einer Mischung aus medizinischer Behandlung und natürlichen Heilmitteln, die zum Einsatz kommen. Das können nicht nur Schlammbäder oder Massagen mit entspannenden Ölen sein, sondern auch Praktiken aus traditionellen Heilkunden wie Yoga oder Ayurveda.
kPTSD
kPTSD steht für komplexe posttraumatische Belastungsstörung und ist ein Trauma, das nach mehreren traumatischen Einzelerlebnissen oder über einen längeren Zeitraum anhaltende traumatische Erfahrungen entstehen kann. Solche Ereignisse können sexueller und physischer Missbrauch, häusliche Gewalt, Menschenhandel oder Kriegs- und Foltererfahrungen sein. Zu den Symptomen von kPTSD gehören das Widererleben des Erlebten durch wiederkehrende Bilder, Geräusche und Erinnerungen. Außerdem können Betroffene an Affektregulierungsstörungen, einer negative Selbstwahrnehmung, sozialem Rückzug und Beziehungsstörungen leiden. Betroffene Personen weisen häufig weitere psychische Probleme auf wie zum Beispiel Angststörungen, Depressionen oder Missbrauch von Medikamenten, Alkohol oder Drogen.
Musiktherapie
Generell kann man Musiktherapie in zwei Bereiche unterscheiden: den rezeptiven und den (inter)aktiven. Von rezeptiver Musiktherapie spricht man, wenn die Behandlung aus verschiedenen Interventionen besteht. Hier steht vor allem das Hören der Musik im Vordergrund und Patient:innen wird Musik live oder von einem Tonträger vorgespielt. Die rezeptive Musiktherapie wird hauptsächlich bei Patient:innen eingesetzt, die nicht mehr spielen wollen oder können. Die aktive Musiktherapie wird allerdings weitaus häufiger angewandt.
NET (Narrative Exposition-Therapie)
Die NET ist eine Therapie, die besonders für Krisen- und Kriegsgebiete entwickelt wurde, in denen Menschen häufig anhaltenden und wiederkehrenden traumatischen Ereignissen ausgesetzt sind. Diese standardisierte Kurzzeitintervention dient der psychotherapeutischen Behandlung von PTSD und multiplen Traumatisierungen. Das Therapieverfahren wurde an einer großen Menge unterschiedlicher Patienten getestet und untersucht. Aus Studien geht hervor, dass NET zu einer Reduktion von PTSD beitragen kann. Außerdem wurden Verbesserungen der Trauer- und Depressionssymptome und körperlicher Beschwerden festgestellt. Allerdings werden weitere empirische Daten benötigt, um bessere Aussagen über die differenzielle Wirkung der Therapie zu machen.
Resilienz
Resilienz meint die psychische Widerstandsfähigkeit, die Menschen zeigen, wenn sie traumatischen Ereignissen ausgesetzt sind. Je stärker die Fähigkeit ausgebildet ist, desto geringer ist das Risiko, dass die betroffene Person eine Traumafogestörung erleidet.
Verschiedene alltägliche Aspekte können sich positiv auf die Resilienz der psychischen Belastung in schwierigen Situationen auswirken. Dazu gehörten eine bessere allgemeine Stimmungslage, geringere Grübelneigung, geringere Beunruhigung durch Alltagsstress und eine größere Zufriedenheit mit ihrer sozialen Rolle.
Trauma
Erleben Menschen traumatisierende Ereignisse, können ihre psychischen Schutzfunktionen überfordert sein. Dann kann ein Trauma entstehen. Das Wort Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wunde. Dementsprechend kann man sich ein Trauma als eine Wunde oder Verletzung der Seele vorstellen.
Verschiedene Ereignisse können zu Traumata führen. Darunter zählen schwere Unfälle, Erkrankungen, Erfahrungen mit dem Tod, sexuelle Gewalt, aber auch Naturkatastrophen oder Kriegserfahrungen. Solche traumatischen Ereignisse können bei fast allen Menschen tiefe seelische Erschütterung auslösen, die das Stresssystem überfordern. Insgesamt sind betroffene Personen nicht in der Lage das Erlebte angemessen zu verarbeiten.
Vermeidung/Numbing
Vermeidung oder Numbing treten beim klassischen PTSD und komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen als Symptome der Erkrankung auf. Menschen, die an einem Trauma leiden, versuchen die Flut an Gedanken abzuschalten, um nicht an das traumatisierenden Ereignis denken zu müssen. Dieses Vermeidungsverhalten kann auch dazu führen, dass Aktivitäten oder Orte gemieden werden, die an das Trauma erinnern.
Häufig ist dieses Verhalten ohne Erfolg und ein Numbing tritt stattdessen ein. Diese Abflachung der psychischen Reagibilität ist ein weiteres Vermeidungssymptom und kann zu einem Gefühl der Entfremdung und sozialem Rückzug führen.